Zum Glück haben der Buchladen am Markt und die Steinmetz‘sche Buchhandlung wieder ihre Tore geöffnet und wir dürfen maskiert und der Reihe
nach ins literarische Schlaraffenland.
Aber eine alte Bekannte in Sachen Literatur & Medien fehlte uns seit Wochen: die Stadtbibliothek. Die Bib ist und bleibt ein unverzichtbarer Teil der Stadtkultur. Sie ist seit Jahrzehnten für uns alle da – von Mini-Lesemäusen bis zu alten Lesehasen. Und, was manche noch nicht wissen, auch für Audiofans, Cineast*innen und Bingewatcher*innen: mit Ton- und Filmträgern aller Art, mit Filmen, Dokus und Serien. In Sachen Bildungszugang & Chancengleichheit zeigt sie Flagge – ob vor Ort mit ihrem Angebot in der Herrnstraße oder on Tour durch Offenbach mit ihrem wunderbaren Bücherbus. Durch das Angebot auf Rädern werden Schulen, Seniorenheime und Anwohner an vielen Haltestellen vom Zentrum bis zur Peripherie der Stadt versorgt & inspiriert.
In den letzten Wochen musste auch die Stadtbibliothek ihre Tore schließen. Leiterin Nicole Köster und ihr Team haben sich aber allerhand einfallen lassen, um ihre lesehungrige Kundschaft nicht hängen zu lassen. Seit dem 12.5. darf sie jetzt endlich wieder öffnen!
Bücher auf OF-Tour
Während des Lockdowns mit den dazugehörigen Auflagen hat sich die Stadtbibliothek einiges einfallen lassen. Ab 28.4. bot sie für die Dauer ihrer Schließung sogar einen Lieferdienst an. Ja, richtig gelesen: Die Bib lieferte Bücher und Medien aus wie andere Bringdienste Pizza & Thai-Curry oder Burger-Türme. Bücher und andere Medien wurden bis an die Haustür oder einen Ort in der Stadt zur Abholung gebracht. Das ging für bis zu zehn Medien.
Leser*innen konnten Wünsche per Mail an stadtbibliothe@offenbach.de melden.
Das Bücherteam nannte einen Termin, an dem die Medien entweder bis zur Haustür gebracht wurden oder an einem Ort in der Nähe abgeholt werden konnten. Um das Angebot nutzen zu können, brauchte man einen Bibliotheksausweis. Wer noch keinen hatte, aber das Angebot gerne nutzen wollte, konnte sich einen Schnupperausweis ausstellen lassen, der für die ersten drei Monate kostenfrei ist. Toll, fällt mir dazu nur ein.
Wir haben uns mit Nicole Köster, der Leiterin der Stadtbibliothek Offenbach, unterhalten:
Seit wann müssen wir nicht mehr auf einen Besuch in der Stadtbibliothek verzichten?
Die Stadtbibliothek hat seit 12.5.2020 wieder geöffnet.
Was passiert, wenn ich vor dem Lockdown Medien ausgeliehen habe, deren Frist mittlerweile abgelaufen ist?
Medien, die während der Schließzeit fällig wurden, wurden automatisch verlängert, die Leserinnen und Leser müssen sich keine Sorgen darüber machen, dass Gebühren entstehen. Davon abgesehen befindet sich links vom Eingang der Stadtbibliothek eine Klappe, dort können Medien eingeworfen werden.
Was mache ich, wenn mir der Lesestoff ausgegangen ist und die Bibliothek doch grade zu hat?
Auch wenn die Bibliothek selbst geschlossen hat, können die digitalen Dienste der Stadtbibliothek weiterhin genutzt werden. Dazu gehört neben der Onleihe auch Freegal, ein Musikstreamingdienst, sowie Datenbanken wie Munzinger und Brockhaus. Brockhaus hat für die Dauer der Schließung sein eLearning-Angebot für Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 5 bis 10 kostenfrei zur Verfügung gestellt. Es lohnt sich also, dort einmal reinzuschauen.
Was brauche ich, um diese Angebote zu nutzen?
Einen gültigen Leseausweis. Sind vorhandene Leserkonten abgelaufen, reicht eine Mail an stadtbibliothek@offenbach.de aus, die Kolleginnen und Kollegen verlängern dann die Konten, die Jahresgebühr kann entweder überwiesen werden oder vor Ort bezahlt werden. Hat jemand noch keinen Leseausweis, erstellen wir einen kostenfreien Schnupperausweis, der nach Ablauf von drei Monaten und bei Interesse an einer weiteren Nutzung der Bibliotheksangebote in einen kostenpflichtigen Ausweis umgewandelt wird. Wir benötigen dafür eine Kopie des Personalausweises, die an stadtbibliothek@offenbach.de geschickt werden kann.
Wie haben eure Kunden die neuen Angebote angenommen? Und werden sie nach der Öffnung weiter bestehen?
Der Lieferdienst hat sich zu einem Abholdienst entwickelt, da die Bestellungen eher sporadisch eintreffen. D. h., die Leserinnen und Leser holen die Medien meistens zu einem festen Termin bei uns ab. Einige wenige Bestellungen wurden aber auch ausgeliefert. Die Online-Angebote werden gut genutzt, z. B. auch die neu eingerichtete Möglichkeit, das eLearning-Angebot von Brockhaus zu nutzen. Wir überlegen jetzt, ob wir das nicht dauerhaft anbieten können.
Gibt es besondere Erlebnisse in diesen besonderen Zeiten?
Ich freue mich sehr darüber, dass viele Menschen uns persönlich gesagt haben, dass sie die Bibliothek vermissen und hoffen, dass wir bald wieder öffnen. Das zeigt uns, dass unsere Arbeit für viele Menschen wichtig für das alltägliche Leben ist.
Wie ist die Zusammenarbeit im Team in der aktuellen Situation?
Wir haben 3 Teams, die alle unterschiedliche Zielgruppen haben und damit vor unterschiedlichen Herausforderungen stehen, deshalb war es notwendig, viel miteinander zu sprechen. Da wir auch unterschiedliche räumliche Voraussetzungen haben, mussten auch verschiedene Lösungen für die Öffnung gefunden werden. Was diese wert sind, wird sich jetzt nach der Öffnung zeigen.
Gibt es Dinge, die ihr nach Schließung ggf. beibehalten werdet?
Wir werden jetzt die Auskunft per Mail einführen, ich kann mir gut vorstellen, das dauerhaft anzubieten. Außerdem werden wir unsere Online-Angebote ausweiten.
Dein aktueller Buchtipp an unsere Blog-Leser*innen?
„Dort dort“ von Tommy Orange. Ein guter Einblick in die aktuelle Situation der Native Americans. Spannend geschrieben.
Alle Infos & aktuellen Öffnungszeiten:
www.stadtbibliothek.offenbach.de
Seit Montag, 11.5.2020, fährt auch der Bücherbus wieder, allerdings mit neuem Haltestellenplan:
https://www.offenbach.de/bildung/stadtbibliothek/artikel3.php
Überraschungstüten mitnehmen
Weil auch längeres Hineinschnuppern in Bücher gerade nicht möglich ist, haben Köster und ihre Kolleginnen und Kollegen Überraschungstüten zum Ausleihen gepackt. Jeweils vier bis fünf Bücher haben zu den Themen Familie, Liebe, Spannung, Männer und Gesellschaft haben sie ausgewählt, Lust zum Entdecken machen soll ein erster Satz aus einem der Werke. Ein Experiment wie so viele der kleinen Neuerungen, mit denen Literaturfreund*innen und Leseratten die Verweildauer in der Erwachsenenbibliothek im Büsingpalais und in der Kinderbibliothek im Bernardbau so angenehm wie möglich und doch den Hygienevorschriften gemäß gemacht werden soll. Ein Zutritt ist überall nur
möglich, wenn ein Mund-Nasen-Schutz getragen wird und die Abstandsregeln beachtet werden.
I.T.
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