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Mozzarella, Scamorza & Ricotta

Was Käse mit Sehnsucht zu tun hat

 

Allein durch Zufall hatte ich beim hundertsten Vorbeiradeln die kleine italienische Fahne im Hof neben den dunkelgrünen, bepflanzten Olivenölkanistern entdeckt. Vielleicht haben meine Freunde, Verwandten und Kollegen in Offenbach mir dieses Hinterhofversteck nur

verschwiegen, um den Laden und all die Schlemmereien auch in Zukunft für sich alleine zu haben. So ist das mit Geheimnissen und mit Geheimtipps – sie erlangen ihren Wert dadurch, dass sie nur mit ganz wenigen, auserwählten Menschen geteilt werden. Seit etlichen OF-Jahren gehöre nun aber auch ich zu den glücklichen Mitwisser*innen, zu denen, die Andrea und Giuseppe L’Abbate und ihre Arbeit kennengelernt haben. 

Käsepalast

 

Unscheinbar und unauffällig, ohne Hinweisschild oder Leuchtreklame liegt mitten in der Innenstadt, unweit vom Wilhelmsplatz, dieser Schatz in einem Hinterhof versteckt. Eine italienische Käsefabrik und das dazugehörige Verkaufslädchen – höchstens neun Quadratmeter groß, mit einem runden Dachfenster, das den blauen Himmel hereinlässt. Es erinnert mich an eine dieser Trompe-l’œil-Deckenfresken in italienischen Palästen, und das passt: Denn dieses winzige Lädchen ist ein Käsepalast. Auf den wenigen Quadratmetern kann man ein halbes Paradies entdecken. Altbekanntes und Liebgewonnenes, aber auch Ungewöhnliches und Unbekanntes ist im Repertoire an italienischen Köstlichkeiten zu entdecken, das einem dort neben dem selbst hergestellten Käse angeboten wird. Wenn man das Lädchen zum allerersten Mal betritt, dann überfällt einen gleich dieses Gefühl von Authentizität, von einem individuell und liebevoll zusammengestellten Sortiment, das in Form von riesigen Butterblöcken, in Salzlake schwimmenden Bocconcini, Wein, Olivenöl und kiloschweren, lange gereiften Käse-Felsen den gesamten Raum einnimmt. Herzlich sind hier die Begrüßung, Beratung und Bedienung. Da fällt mir das nächste B ein: Blöd, dass ich fast zwei OF-Jahre gebraucht habe, um dieses Hinterhofversteck zu entdecken. 

Sehnsucht

 

Angefangen hat alles in den Sechzigerjahren. Da kam Giuseppe L’Abbates Vater Antonio mit den ersten italienischen Gastarbeitern hierher. Angefangen hat alles mit Sehnsucht, mit dem Fehlen und Vermissen von etwas oder jemandem. Aus diesem Gefühl gehen nicht nur große Gedichte, Musik, Bilder oder Liebesbriefe hervor, aus Sehnsucht entstehen auch so wundervolle Dinge wie Apfelkuchen, Brot, herzförmige Muffins oder eben auch Käse. Denn wenn Giuseppes Vater in seinem Offenbacher Alltag etwas vermisst hat, dann war das auch das Essen aus seiner Heimat. Käse, Fenchelsalami, italienisches Brot, Wein – Lebensmittel, die für eine viel umfassendere Sehnsucht stehen nach dem, was man in einem Koffer nicht mit nach Deutschland nehmen konnte. Freunde, Familie, Traditionen und Gewohnheiten. Andrea L’Abbate bringt es bei unserem ersten Treffen im Hinterhof auf den Punkt: „In den Sechzigern gab es hier ja noch gar nichts an italienischen Lebensmitteln.“ „Noch nicht mal eine Pelati (eine Dose geschälte Tomaten)“, wirft ihr Mann Giuseppe ein, und ohne die geht gar nichts, wenn’s um einen guten Sugo, um Pasta oder Pizza geht. Sein Vater war „Feinschmecker“, liebte das gute, einfache Essen und war fest entschlossen, all das, was es in Deutschland nicht gab, irgendwie auch hier zu organisieren. Zunächst hat er angefangen zu importieren. Von Fisch und Brot über Käse und Wein bis hin zur unentbehrlichen Pelati. „Er war so ein richtiger Pionier“, beschreibt ihn Andrea L’Abbate stolz und erwähnt noch den Weggefährten Righetti, der damals eine Nudelfirma in Mühlheim gründete. „Das ist so die Truppe der ersten Stunde. Die haben sich viel einfallen lassen, hatten Unternehmergeist, waren voller Ideen und Mut.“ 

In den Sechzigerjahren hat Antonio L’Abbate dann die Firma aufgebaut. In einer kleinen Küche hier im Hinterhof hat er Mozzarella und Ricotta selbst hergestellt. „Alles war absolute Handarbeit, alles selbst gemacht – Maschinen gab es noch keine.“ Zu den Kunden zählten in der Anfangszeit fast ausschließlich Gastarbeiter, Italiener, die wie er hier arbeiteten und lebten – und Sehnsucht hatten. „Die haben sich total gefreut, dass es so was auch hier zu kaufen gab, das fehlte ja, ein Stück Heimat“,

beschreibt es Andrea. Während ihr Mann Espresso für uns macht, erzählt sie vom Verkaufslädchen, von Kunden, Produkten und Auftraggebern, erinnert Geschichten aus über vierzig Jahren. Dabei kommt viel Liebe zur gemeinsamen Arbeit rüber. L’Abbates sind mit ganzem Herzen bei der Sache. Das spürt man, wenn sie von der Entstehung der Käsefabrik, ihrer Arbeit oder ihrem Kennenlernen erzählen. Die Firma wuchs, zunehmend wurde auch für den Handel produziert und ausgeliefert. Großhandel und Gastronomie zählen bis heute zum Kundenstamm, ebenso Feinkostläden und Stammkunden vor Ort. 

Keine Vorruhestandsregelung für Käsefabriken

 

Heute, nach all den Jahren, sind Andrea &

Giuseppe mehr als zufrieden in ihrer Selbstständigkeit und ihrem beruflichen Alltag in Offenbach. Das strahlen beide aus. Dass sie den Betrieb seit 40 Jahren gemeinsam mit „Herzblut“ führen, glaubt man ihnen auf der Stelle. „Wir sind da beide reingewachsen und machen das mit ganz viel Engagement, weil das unser Ding ist, wir haben das in der Hand, sind unsere Chefs. Es hat auch schwierige Seiten, klar, aber auch Seiten, die Spaß machen, spannend sind – du kannst kreativ sein, selbst bestimmen, neue Produkte und Ideen ausprobieren. Also der Spaßfaktor ist groß“, lachen mir beide beim Espressotrinken entgegen. Die Käsefabrik feierte letztes Jahr ihr 60-jähriges Firmenjubiläum und könnte sozusagen bald in den verdienten Vorruhestand gehen. Macht sie zum Glück aber nicht J. Sie bleibt weiterhin mitten im Herzen Offenbachs zwischen Wilhelmsplatz, Buchladen am Markt und Mathildenplatz in ihrem Hinterhofversteck. Und das nach wie vor ohne Vergrößerungsdrang, Filialbildungen oder Verkaufsraumoptimierungen. Der kleine Käse-Palast bleibt einfach das, was er seit Jahren ist: ein großartiges Geschenk für alle, die Sehnsucht nach Käse oder Italien haben. 

Wie alle ist auch die Käsefabrik von der Corona-Krise betroffen. Wir haben genauer nachgefragt:

 

Wie sahen die konkreten Auswirkungen der Corona-Krise bei euch aus?

 

 Zunächst war die Stimmung etwas verhalten im März. Aufgrund der Corona-Situation haben wir ganz schnell einen Lieferservice aufgebaut, den die Leute sofort positiv angenommen haben, wir sind mit den Bestellungen vor Ostern mehr als zufrieden. Die gesamte Lage hat sich gegen Anfang April etwas entspannt und es kommen auch wieder sehr viele Kund*innen in den Hofladen zu uns. Wir haben alle Sicherheits- und Hygienemaßnahmen umgesetzt, sodass man ohne Risiko einkaufen kann.

 

Wie geht es euch/der Käsefabrik in dieser Ausnahmezeit?

 

Als die Gastronomen im März als Geschäft weggebrochen sind, waren wir sehr besorgt – sie gehören schon immer zu unseren festen Stammkunden. Gleichzeitig sind weniger Kunden in den Laden zum Einkaufen gekommen. März war etwas kritisch. Dann haben wir den Lieferservice eingeführt, die Gastronomen haben Lieferkonzepte entwickelt und die Kunden kamen auch wieder in den Hofladen. Jetzt ist es okay, aber man merkt die gesamte Anspannung der Lage, da wir ja auch sehr viel Kundenkontakt haben und viele Gespräche führen. Zum Glück müssen Menschen auch in Krisenzeiten essen und unseren Käse bekommen sie in keinem anderen Geschäft, daher haben wir immer etwas Besonderes anzubieten, für das die Leute weiterhin auch gerne kommen.

Was hat sich verändert?

 

Durch den Lieferservice haben wir mehr Kunden auch außerhalb von Offenbach gewonnen. Es bestellen zahlreiche Kunden aus Frankfurt und wir erhalten auch Anfragen von weiter weg. Man muss stets kreativ sein und den Kontakt zu den Kunden aufrechterhalten – auch über die sozialen Medien, die wir noch stärker nutzen und die auch sehr gut angenommen werden. Grundsätzlich versuchen wir, so viel wie möglich „beim Alten“ zu belassen, um den Kund*innen in diesen Zeiten viel Sicherheit zu geben. Wir versuchen, uns wie gewohnt so viel Zeit wie möglich für alle Kunden zu nehmen, da viele gerade den menschlichen Kontakt im Hofladen bei uns sehr schätzen.

 

Was läuft gut und positiv trotz Krise?

 

Für uns gab es menschlich und sozial auch sehr viele positive Momente: Die Kunden haben uns selbst gebastelte Masken gebracht, damit wir weiter offen haben und gesund bleiben. Sie haben uns auch Mehl und Hefe gebracht. Wir sind wahnsinnig gerührt und möchten uns tausendfach bei all unseren treuen Kunden bedanken. 

Infos & alle aktuellen Angebote der Käsefabrik:

 

Der Betrieb/Hofladen bleibt wie gewohnt geöffnet: Mo–Fr 9–13 und 15–17 Uhr, Sa 9–14 Uhr

Bieberer Str. 23, 63065 Offenbach;

069 887761;

labbate@arcor.de; www.labbate.de

 

Zusätzlich bieten wir einen Lieferservice

an: Für die Bestellung gibt es ein Formular auf unserer Webseite mit einer bestellbaren Produktauswahl und Bestellablauf:

https://www.labbate.de/neu-lieferservice-in-coronavirus-zeiten/

Sollten Sie ein spezielles Lieblingsprodukt haben, das nicht aufgelistet ist, können Sie es bitte mit gewünschter Menge in Ihre Bestellung dazuschreiben. Wir liefern:

 

ab 20 Euro Bestellwert kostenfrei in OffenbachStadt,

ab 25 Euro in Offenbacher Stadtteile (Bieber, Bürgel, Mühlheim) und

ab 30 Euro Bestellwert kostenfrei nach Frankfurt, Heusenstamm, Neu-Isenburg und in den engeren Offenbacher Raum.Wenn man unsicher ist, kann man jederzeit anrufen und sich erkundigen: 069 887761.

 

Ansonsten fällt eine Liefergebühr von 5 Euro an. Für Offenbach und Stadtteile gilt Lieferung innerhalb von 2–3 Tagen und für Frankfurt und Offenbacher Raum nnerhalb von 3–4 Tagen ab Bestellungseingang.

 

Zurzeit ist nur Bargeldzahlung direkt bei Lieferempfang möglich.

Täglich neue Hinweise auf Facebook und Instagram!

Dort zeigen wir immer wieder neue Inspirationen/Aktionen/Tipps, damit in der Zeit zu Hause nicht die Kochideen ausgehen.

 

I.T.

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